Partnergemeinde Glauchau (Sachsen)

100 Jahre Lutherkirche Glauchau

Seit über 35 Jahren besteht die Partnerschaft zur Luther-Gemeinde in Glauchau in Sachsen.

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Im März 1909 konnte die Lutherkirche in Glauchau endlich festlich eingeweiht werden. Über etliche Jahre mußten sich die Gemeindeglieder der Unterstadt in einer Turnhalle zu den Gottesdiensten treffen. Nun endlich hatte man ein würdiges Gotteshaus. Das steht nun seit 100 Jahren und ist für zahllose Menschen zu einem wichtigen Bezugspunkt ihres Glaubenslebens geworden. Hier wurden Menschen getauft, konfirmiert, getraut und hier wurde auch der Verstorbenen gedacht. Vor allem aber feiert die Luthergemeinde seither nun hier ihre Gottesdienste an den Sonn- und Festtagen, sucht aus dem Wort Gottes Hoffnung und Kraft für den Alltag. „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“ (Psalm 26,8) So oder so ähnlich würden es wohl etliche der Gemeindeglieder von ihrer Lutherkirche sagen. Nein, dieses Kirchengebäude ist nicht die Gemeinde. Gemeinde konnte man auch schon erfahren und leben, als man sich noch in der Turnhalle versammelte. Aber doch war unseren Müttern und Vätern im Glauben
ein Kirchengebäude wichtig und sie haben keine Kosten und Mühen gescheut, es zu errichten. Sie wußten:
Dort ist in besonderer Weise ein Ort der Begegnung mit Gott. Was in einer Kirche zu finden ist, vom Altar,
den Kerzen bis hin zu den Bildern und Symbolen, ja auch die Kirchenbänke, aber nicht zuletzt auch die Ausstrahlung dieses besonderen Raumes, erzählen davon. Menschen haben dort erfahren, daß Gott der letzte und tiefste Grund ihres Lebens ist, daß das Vertrauen zu Gott, der Glaube, eine ganz wichtige Hilfe im Leben ist. Das gilt es, auch heute in unserem Leben mit all seinen Facetten immer neu zu entdecken. Unsere Kirchen (eben auch die Lutherkirche) bieten dazu (nicht den einzigen, aber) den besonderen Ort der Begegnung mit Gott. Freilich, Menschen, die aus der Begegnung mit Gott leben, werden nicht
nur unter sich bleiben, sondern dahin gehen, wo sie Gott in dieser Welt haben möchte. Und sie sollen auch anderen gegenüber bezeugen, was (wer) ihr Leben trägt. Aber sie wissen, daß sie immer wieder auch diesen besonderen Ort der Stille und Besinnung für ihren Alltag brauchen. Wir haben diesen Ort und dürfen dafür dankbar sein. Und das Jubiläum gibt Anlaß, dies zu feiern. Dazu laden wir alle ein, auch (noch) Fernstehende !
Die Festwoche hat Angebote für Jung und Alt, für Kinder und Erwachsene. Es wäre schön, Sie aus Nah und Fern in der Lutherkirche begrüßen zu können – natürlich auch außerhalb dieses Festes !
Freundliche Grüße Ihr Pfarrer Pohle

 Geschichte
Die Luthergemeinde entstand im ausgehenden 19. Jahrhundert in der Glauchauer Unterstadt. Bis dahin wurde die gesamte Stadt von der Kirchgemeinde Glauchau St. Georgen betreut. In dieser Zeit lebte im Zuge der industriellen Entwicklung eine so große Anzahl von Menschen in der Glauchauer Unterstadt, dass diese Masse kaum mehr von der Georgengemeinde in entsprechender Qualität geistlich, sozial und kulturell begleitet werden konnte. Eigene Veranstaltungen und Treffpunkte auf dem Wehrdigt wurden nötig. So wurde zunächst die Aula der Bezirksschule (heute Wehrdigtschule) als Betsaal benutzt. Anfangs fand hier die Unterweisung der Kinder statt. Später wurden dann auch Predigtgottesdienste gehalten. Zu diesem Zweck mußte für jede Veranstaltung der Raum entsprechend umgeräumt werden. Es war klar, das konnte nur eine vorübergehende Lösung sein. 1889 stiftete der Glauchauer Fabrikant und Stadtrat Stauß 6000 Reichsmark zum Bau einer evangelisch-lutherischen Kirche auf dem Wehrdigt.
Am 24. März 1899 verfügte das sächsische Landeskonsistorium die Abtrennung der Unterstadtgemeinde von St. Georgen. Ein Jahr später wurde der erste Kirchenvorstand in sein Amt eingeführt. Zu dieser Zeit zählte die Unterstadtgemeinde mehr als 10.000 Mitglieder. 1905 wurde Paul Fiebig als erster Pfarrer in sein Amt eingeführt. Seine Aufgabe war es, den Bau der Kirche auf dem Wehrdigt voranzutreiben. Das Vorhaben wurde jedoch von vielfältigen Schwierigkeiten verzögert.

Zunächst beabsichtigte man die Errichtung einer großen Kirche. Der in Frage kommende Baugrund nahe der Mulde machte dies zunichte. Daraufhin beschloß der Kirchenvorstand, zunächst eine Interrimskirche zu errichten. Dafür verweigerte jedoch die Muttergemeinde St. Georgen ihre Unterstützung. Dies zwang die Christen in der Unterstadt zum Umdenken. Die ursprünglichen Pläne wurden fallen gelassen. Ein dauerhafter Massivbau wurde nun in Angriff genommen. Als Baugrund stand das Gelände am Pfarrhaus an der Ecke Wilhelmstraße / Dorotheenstraße zur Verfügung. Dies hatte zur Folge, dass die neue Kirche sich in die Häuserzeile einordnen mußte und nicht wie sonst üblich geostet werden konnte. Der für den Neubau gewählte Name Lutherkirche sollte den Willen zur Eigenständigkeit gegen die vielfältigen Widerstände betonen. So war die Lutherkirche von Anfang an ein Kristallisationspunkt der besonderen Identität der Menschen in der Unterstadt.

Am 6. Mai 1908 erfolgte der erste Spatenstich. Die Grundsteinlegung folgte am 1. Juni 1908. Es entstand für 75.000 Reichsmark eine 30 Meter lange, 15 Meter breite und neun Meter hohe Hallenkirche, die der Architekt Kandler aus Klotzsche im Jugendstil entwarf. Umgesetzt wurde der Bau von den Glauchauer Baumeistern Reichenbach und Lein. Die Orgel stammt von den Gebrüdern Jehmlich aus Dresden.

Zum Sonntag Lätare, am 21. März 1909, wurde die Kirche geweiht. Sie bot 550 Menschen Platz. Innen wirkte die äußerlich schlichte Kirche prächtiger. Über dem Altar aus schwarzem Serpentinstein befand sich das vom Dresdner Historienmaler Prof. Ludwig Otto geschaffene Altarbild. Unter dem Kreuz Jesu sind neben Martin Luther Glauchauer Bürger zu sehen. Apsis und Schiff trennte ein hochgeschwungener Triumphbogen.

1922 wurde unter anderem die Orgelempore für den gewachsenen Gemeindechor erweitert und eine Niederdruckdampfheizung eingebaut.

1958 wurden die Fenster teilweise erneuert und die ursprünglich dunkle Bemalung der Decke durch eine helle ersetzt. Weiterhin wurde das Dach neu eingedeckt. Dabei wurden die noch verwendbaren Dachziegel auf der Rückseite der Kirche neu verlegt, so dass nur auf der Straßenseite neue Dachziegel benötigt wurden.

Das Lutherhaus befindet sich an der Ecke Wilhelmstraße / Dorotheenstraße schräg gegenüber der Lutherkirche. Am 7. Februar 1916 faßte der Kirchenvorstand der Luthergemeinde den Beschluß, ein Kirchgemeindehaus zu bauen. Es wurde mit einem Kostenaufwand von ca. 39.000 Reichsmark vom Baumeister Hecker ebenfalls im Jugendstil erbaut. Der Saal des Lutherhauses sollte 250 Personen fassen. Schon am 31. Oktober 1916 konnte es seinem Zweck übergeben werden. Durch von der Decke herabzulassende Rollwände lies sich der Lutherhaussaal bei Bedarf teilen, so dass er für zwei verschiedene Veranstaltungen gleichzeitig genutzt werden konnte.

Der Innenraum des Lutherhaussaales wird geprägt von dunklem Holz, Buntglasfenstern und zwei großen Bildern, die der Maler Theodor Max Moser 1920-1922 in Öl geschaffen hat.  Die Lutherkirche bildet gemeinsam mit dem Lutherhaus ein für Glauchau einzigartiges Jugendstilensemble.  In der Unterstadt ist die Lutherkirche das einzige Kirchengebäude.  Das Lutherhaus ist der größte Kirchgemeindesaal in Glauchau und daher für größere Veranstaltungen der geeignetste Veranstaltungsort.

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