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Versammlung Föderverein Stiftskirche

Schiefe Pfeiler und morsche Balken

Die Ausschreibung ist noch nicht erfolgt, Angebote von Handwerksfirmen liegen noch nicht vor, aber schon im März/April soll es losgehen mit dem nächsten großen Sanierungsvorhaben in Sachen Stiftskirche. Auf dem Programm steht die Stabilisierung eines abgesackten Fundaments im Bereich zweier Strebpfeiler links und rechts der Sakristei; außerdem die Restaurierung der von Rissen durchzogenen Gewölbedecke des Gotteshauses sowie die Renovierung des Dachstuhls.

„Für die Nutzung der Stiftskirche wird es 2014 erhebliche Einschränkungen geben“, prognostiziert Ralf Schönbeck.

© wk

Obernkirchen. Da die voraussichtlich bis ins Jahr 2015 dauernden Bauarbeiten Einschränkungen hinsichtlich der Nutzung der Kirche und des Kirchplatzes mit sich bringen, hat der Förderverein Stiftskirche zu einer Informationsveranstaltung in das Gemeindezentrum Rote Schule eingeladen. Gezeigt wird ein von Ralf Schönbeck (Vizevorsitzender des Verein) und dessen Tochter Julia erstellter, knapp 40-minütiger Film über das Ausmaß der Gebäudeschäden und nähere Details zu deren Beseitigung. Ergänzend liegen Bauzeichnungen und andere Schriftstücke zur Einsichtnahme aus. Und um es vorweg zu nehmen: Die mit Erläuterungen von Ralf Schönbeck versehene und mit dezenter Musik untermalte Dokumentation ist – obwohl von Laien produziert – durchaus spannend und sehr interessant! Für den Förderverein enttäuschend indes ist die geringe Besucherresonanz: Gut die Hälfte der an diesem Abend bereitgestellten Stühle bleibt leer!

Vor dem Film berichtet der Vizevorsitzende noch, dass die Landeskirche Hannover und der Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg insgesamt 777000 Euro zur Finanzierung der drei Sanierungsmaßnahmen zugesagt haben. Diese sind Teil eines im Jahr 2006 vom Kirchenvorstand der Kirchengemeinde St. Marien beschlossenen Zehn-Jahres-Planes zum Erhalt des Gebäudes, der deren ehrenamtlicher Bautruppe viel Zeit lasse, „ihre Arbeit einzubringen, um mit den beschränkten Geldmitteln in der Kirche möglichst viel zu verändern“. Die Fundamentstabilisierung, die Restauration der Gewölbedecke und die Dachstuhlrenovierung aber seien Vorhaben, die die Beauftragung von Fachbetrieben erforderlich machen.

Während des Filmes erfahren die Zuschauer, dass im Jahre 2012 befragte Architekten der Landeskirche den Deckenrissen zunächst kein Problem beigemessen haben, da die alten Gewölbe ohne Verstrebungen und Ringanker gebaut worden und gewisse Rissbildungen daher normal seien.

Nachdem man jedoch ein Gerüst über dem Haupteingang aufgestellt habe, um sich diese Risse aus der Nähe anzuschauen, seien dann aber „doch Bedenken über die Sicherheit der Gewölbe und Rippenbögen“ laut geworden. Besonders die von dort erst sichtbaren „Längsrisse in den Rippenbögen machten den Architekten Angst“. Im Verlauf der vergangenen 100 Jahre hätten sich die Rippenbögen nämlich soweit verformt, dass „der Kraftverlauf nicht mehr stabil war“, was zu jenen Längsrissen geführt habe. Im Rahmen der weiteren Ursachenforschung wurde laut Schönbeck festgestellt, dass die Außenwand oberhalb der Sakristeitür um rund 40 cm übersteht, weil der dortige Strebpfeiler gegenüber den anderen Pfeilern auf dieser Seite der Kirche um mehr als 20 Zentimeter abgesackt ist.

Von einem Ingenieurbüro seien darauf hin Bodensondierungen vorgenommen worden – mit folgendem Ergebnis: Am Strebpfeiler im Bereich des außen an der Kirche montierten Schaukastens ist das Fundament nur einen Meter tief und auf einer Felsterrasse gegründet, die an den Rändern von vielen Störungen (fester Sandsteinuntergrund mitunter erst in 2,70 Meter Tiefe vorhanden) unterbrochen ist. An der Sakristeitür und der Gebäudeecke nahe der Sakristei misst das Fundament dagegen 1,30 Meter und steht auf „steifem Lösslehm mit Austritt von Schichtwasser aus den Schürfwänden“, wobei bis in eine Tiefe von sechs Metern kein fester Untergrund festgestellt werden konnte.

„Die Statiker empfehlen nun in den Bereichen links und rechts der Sakristeitür eine Lagesicherung des jetzigen Zustandes der aufgetretenen Verformungen“, führt der Kommentator im Film aus. Dies solle nach vorläufiger Einschätzung durch eine Neugründung mittels in den Untergrund einzubringender Pfähle erfolgen. Technisch wäre zwar sogar eine Korrektur der Schiefstellung möglich, dies berge aber die Gefahr „unkontrollierbarer Spannungsumlagerungen“ und großer Schäden, weshalb davon abgeraten werde.

Erst nachdem der Untergrund stabilisiert worden ist, stehe die Restauration der Gewölbedecke an. Dazu werde – „vom Epitaph bis zum Altar und zur Orgel“ – ein großes Arbeitsgerüst in der Stiftskirche aufgestellt, das auch die Gewölbe stützen wird, wenn Sandsteinteile ausgetauscht werden. So etwa die gerissenen – letztlich aber nur „zur Dekoration und zusätzlichen Aussteifung dienenden“ – Rippenbögen, die zum Teil bereits provisorisch fixiert worden sind, von denen einige aus Expertensicht aber auch als „einsturzgefährdet“ eingestuft worden sind.

„Für die Nutzung der Stiftskirche wird es daher in 2014 erhebliche Einschränkungen geben“, prognostiziert Schönbeck. Die Restauratoren würden den Altar, die Orgel, die Kanzel und das Epitaph jedoch sicher und staubdicht verpacken. Zudem werde eine Staubschutzwand montiert, um die Kirche weiter nutzen zu können.

Noch spannender sind die im Film gemachten Aussagen zur Sanierung des Dachstuhls: Schon 2013 habe die kirchliche Bautruppe begonnen, Steine und Müll vom Dachboden zu entfernen. Eine Arbeit, bei der man vorsichtig zu Werke gehen müsse, da die alten Gewölbe keine großen Belastungen und Erschütterungen vertragen. Weshalb im Vorfeld an den Dachbalken aufgehängte Holzstege gebaut worden seien, die ein Begehen des Dachbodens ermöglichen, ohne die Gewölbedecken betreten zu müssen. Zudem dürfe nicht zu viel Schutt entsorgt werden, denn das „in den tiefen Bereichen zwischen den Gewölbekappen“ liegende Material sei „das einzige was diese untereinander stabilisiert“. Soll heißen: „Wenn sich Pfeiler oder Außenwände verschieben, rutscht der Bauschutt in den Zwickeln nach und die riesige Masse des Daches stabilisiert alles wieder.“

Doch damit nicht genug: Als Folge von Regenwassereintritten aufgrund einer nicht ordnungsgemäß durchgeführten Dachsanierung seien „bei den Auflagern des Dachstuhles auf den Säulen die meisten Balken morsch und voll Holzwürmer“. Begünstigt worden sei dies durch die „riesigen Mengen an Bauschutt, die die Balken teilweise bedeckt haben“, wegen der die Balken nicht haben trocknen können. wk

Der Film wird auf dem nächsten Treffen der Gruppe 60+ am 26.2.2014 um 15 Uhr gezeigt.

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